Seit dem Schuljahr 2017/2018 werden an der Montessori-Grundschule in Grafenwiesen auch Schüler nach den pädagogischen Prinzipien von Maria Montessori unterrichtet.

Der Unterricht findet, wie an der Montessori-Grundschule in Oberried, auch hier in zwei Lerngruppen in der bewährten Jahrgangsmischung von Klasse 1 bis Klasse 4 statt. “Wölfe” und “Fischotter” lernen in fast identisch ausgestatteten Räumen mit gleicher Zielsetzung. Unterstützung erhalten sie jeweils von einer Lehrkraft und einer pädagogischen Assistenz.

Das Alleinstellungsmerkmal, welches im Konzept bei der Regierung der Oberpfalz eingereicht wurde, heißt „Empathie des Herzens“.

Was heißt Empathie des Herzens?

Es ist uns ein großes Anliegen, dass Schule und Lernen neben dem Wissensangebot die Entwicklung der Persönlichkeit und das ‚Meister seiner selbst werden‘ (wie es in der Montessori-Pädagogik einvernehmliches Ziel ist) nicht als Zufallsprodukt mitnimmt und Entwicklung so in den meisten Fällen in erster Linie vom Lernerfolg abhängig macht. 

Wir sehen den Anspruch einer zukunftsfähigen Schule im Montessori-Konzept hervorragend umsetzbar, um darin die Persönlichkeitsentwicklung zum Mittelpunkt werden zu lassen und den Lernerfolg an die Grundfähigkeiten der Kinder und Jugendlichen anzuknüpfen:

  • Kindliche Neugierde wieder erwecken, beziehungsweise nicht zu erdrücken
  • Verantwortung übernehmen für sich und andere
  • Freude am Arbeiten und an Anstrengung
  • an Aufgaben wachsen und sie nicht nur erledigen
  • Gemeinschaft erfahren und mitgestalten (Mitverantwortung spüren) 

Diese genannten Fähigkeiten müssen ermöglicht und gepflegt werden. 

Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, müssen wir unserer Schule noch einen wesentlichen Bereich hinzufügen, der die tägliche Arbeit weitreichend beeinflusst:

Die konkrete Einflussnahme auf die Ausbildung empathischer Fähigkeit als integralen Bestandteil der Persönlichkeit und des Wesens. Außerdem soll Raum gegeben werden, um Fähigkeit und Bereitschaft zu entwickeln, Empfindungen, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person erkennen und verstehen zu können.

Die Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung. Je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten. Deshalb setzen wir an unserer Schule den gegenseitigen Respekt, die übergeordnete Verantwortung der Erwachsenen und die Fähigkeit zur Empathie als individuelles Fundament für das Lernen und das Wohlbefinden an oberste Stelle. 

Ein ‚Nach-innen-wandern‘ und ‚Seine innere Natur erkennen‘ wird für die Schüler angestrebt. Denn das ‚In-sich-selbst-Ruhen‘ ist äußerst wichtig für die eigene Freundlichkeit und Empathiefähigkeit, beschreiben die dänischen Familientherapeuten Jesper Juul und Helle Jensen. Oder kurz gesagt: „Nur wer sich selbst spürt, kann andere spüren.“ [1]

Oberstes Ziel ist für uns, jedem Kind und Jugendlichen ein Lernen zu ermöglichen, das den Aufbau seiner Persönlichkeit in seiner Ganzheit und Authentizität im Fokus hat. Darin eingebettet sind grundsätzlich alle Angebote, die Kompetenzerwerb ermöglichen, und zwar in jeglicher Hinsicht, sowohl im fachlichen, wissenden und informativen Kontext als auch im persönlichen, sozialen und emotionalen Kontext. Lernen ist für uns so sehr an die Entwicklung der Persönlichkeit gebunden, dass es unerlässlich erscheint, diesen persönlichen Aufbau entsprechend aktiv mitzubegleiten.

Durch die Förderung persönlicher Integrität, der Beziehungsfähigkeit und Beziehungskompetenz soll die Welt über das eigene psychische Wohlbefinden bzw. Wohlergehen lebens- und liebenswürdiger werden. 

Die Schüler und Schülerinnen sollen Unterstützung erhalten, um das weitere Leben auch außerhalb der Schule achtsam, respektvoll und tolerant zu gestalten. Dies geschieht in Beziehung zur Natur. Im Mittelpunkt steht die Persönlichkeitsentwicklung mit all ihren Facetten.

Montessori-Grundschule in Grafenwiesen

Wie wird das Alleinstellungsmerkmal
in den Schulalltag integriert?

Wir sehen die Selbst- und Sozialkompetenz als grundlegende Fähigkeiten an, daher stehen Aufbau, Entwicklung und Förderung dieser beiden Kompetenzen im Vordergrund unseres speziellen Angebots. Aus diesem Grund versuchen wir dies täglich innerhalb unseres Schulalltages in den Unterricht zu integrieren.  

An der Montessori-Schule Grafenwiesen wird auf folgende Teilbereiche der Selbstkompetenz

besonderer Wert gelegt:

  • Selbstwert (emotional)
  • Selbststeuerung (affektiv)
  • Selbstkonzept (kognitiv) 
  • Selbstverantwortung

Besonderes Augenmerk wird auf folgende Teilbereiche der Sozialkompetenz gelegt:

  •  Kommunikationsfähigkeit
  •  Empathie
  • Beziehungsfähigkeit
  • Teamfähigkeit
  • Konflikt- und Kritikfähigkeit
  • Verantwortungsbewusstsein

Anhand folgender Dimensionen wird versucht, die Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erfassen, mit deren Hilfe sich soziale Kompetenz feststellen lässt:

  • Fertigkeiten zur Bildung positiver Beziehungen zu Gleichaltrigen (soziale Perspektivenübernahme; anderen helfen oder andere loben)
  • Selbstmanagementkompetenzen (Konflikte bewältigen oder die eigene Stimmung regulieren)
  • akademische Kompetenzen (auf die Anweisungen des Lehrers hören; um Hilfe bitten)
  • kooperative Kompetenzen (Anerkennung sozialer Regeln; angemessene Reaktionen auf Kritik zeigen)
  • positive Selbstbehauptung und Durchsetzungsfähigkeiten (Gespräche oder Aktivitäten beginnen)

Unser Alleinstellungsmerkmal „Empathie des Herzens“ soll nicht als Unterrichtsfach vermittelt werden, sondern als zusätzliches Angebot. 

Beispielsweise wird dies regelmäßig in unserem Schulalltag umgesetzt durch: 

  • Stilleübungen im Morgenkreis und flexibel im Schulalltag eingesetzt
  • Reflexionsrunden am Ende des Schultages 
  • Achtsamkeitstraining mit Monika Goham 
  • Erstellen eines Ich-Buches
  • Angebote zu Gefühlen, Gebärdensprache, …

Haben wir dein Interesse geweckt?

[1] DVD „Intelligenz des Herzens“. Jensen, Helle / Juul, Jesper